"Cornrose" - im Deutschen der Klatschmohn oder wörtlich übersetzt die Korn- bzw. Getreiderose. Sie blüht als eine der ersten Blumen des Jahres und begleitet mit ihren feuerroten Blüten die Flora bis weit in den Sommer hinein. Ich kann mich noch erinnern, wie bunt die Getreidefelder in meiner Kindheit waren: Wegwarte, Kamillepflanzen und Klatschmohn stellten sich neben Weizen, Hafer und Gerste und machten die Getreideflächen farbenfroh und artenreich. Vor allem die Kornrose stach mit ihrer Blütengröße und -farbe immer hervor und sorgte für Landschaftsaufnahmen, die den Titel "Getreidefeld im Blumenfeuer" hätten tragen können.

 

Leider wurden diese Farbperlen durch Spritzmittel stark zurückgedrängt und mussten auf Ackerränder oder Brachflächen ausweichen. Wer heute noch ein Kornfeld sieht, auf dem nicht nur am Rand, sondern auch mittig Kornrosen wachsen, der kann davon ausgehen, dass dieses Feld nicht gegen "Unkraut" gespritzt wurde.

Das Mohnfeld

Es war einmal, ich weiß nicht wann
Und weiß nicht wo. Vielleicht ein Traum.
Ich trat aus einem schwarzen Tann
An einen stillen Wiesensaum.

Und auf der stillen Wiese stand
Rings Mohn bei Mohn und unbewegt,
Und war bis an den fernsten Rand
Der rote Teppich hingelegt.

Und auf dem roten Teppich lag,
Von tausend Blumen angeblickt,
Ein schöner, müder Sommertag,
Im ersten Schlummer eingenickt.

Ein Hase kam im Sprung. Erschreckt
Hat er sich tief ins Kraut geduckt,
Bis an die Löffel zugedeckt,
Nur einer hat herausgeguckt.

Kein Hauch. Kein Laut. Ein Vogelflug
Bewegte kaum die Abendluft.
Ich sah kaum, wie der Flügel schlug,
Ein schwarzer Strich im Dämmerduft.

Es war einmal, ich weiß nicht wo.
Ein Traum vielleicht. Lang ist es her.
Ich seh nur noch, und immer so,

Das stille, rote Blumenmeer.

 

Gustav Falke (1853-1916)